In der Berliner Morgenpost vom 21.02.2017 ist folgender Artikel über meine Hutmanufaktur von Franz Michael Rohm  (Foto:  Joerg Krauthoefer) erschienen:

Fünf Jahre lang entwarf Petra Benz Hüte in der heimischen Wohnung. Seit dem vergangenen Herbst präsentiert sie ihre Modelle im eigenen Laden.

Etwas versteckt zwischen Güntzelstraße und Hohenzollernplatz am südlichen Rand der West-City liegt die „Hutmanufaktur Petra Benz“. Und doch bleiben viele Frauen und Männer vor der großen Schaufensterscheibe in der Nassauischen Straße stehen. Sie beäugen die ausgefallenen Hüte und Kappen hinter dem Glas. „Hüte für Damen und Herren sind wieder in Mode“, meint die Geschäftsinhaberin. Auf den ersten Ton ist die Herkunft der charmante 50-Jährigen dem Schwabenland zuzuordnen.

Bei Damenkopfbedeckungen seien derzeit neben Hüten ausgefallene Kappen sehr beliebt, die entfernt an Fliegermützen mit über die Ohren reichendem Wollfilz erinnern. Mellusin heißt diese flauschig-weiche Filzform. Um 100 Euro kosten die Modelle, die es von dezent schwarz bis auffallend quietschgrün gibt. Zwei Kundinnenkreise hat Petra Benz für ihre extravaganten Kappen ausgemacht: Zum einen Fahrradfahrerinnen, denn die Kappen fliegen auch bei geschwinder Fahrt nicht vom Kopf. Zum anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Bohème-Sauvage-Partys. Das sind Veranstaltungen, bei denen die Besucher originalgetreu im 20er-Jahre-Look erscheinen.

Auch passende Accessoires sind bei Petra Benz zu haben, von der Zigarettenspitze über elegante Handschuhe bis zur Handtasche. Mittlerweile hat sie eine kleine Sammlung von Vintage-Taschen, die zu den 20er-Jahre-Kopfbedeckungen und zu neuen Modellen passen. Dazu kommt eine Auswahl an extravaganten Lederhandschuhen und Abendhandschuhen für die Damen.

Ein Hut kann wie ein Schuh fast immer repariert werden

Zwei Wände in dem fünf Meter hohen Raum zieren Kopfbedeckungen für Damen und Herren im Stil der 20er-Jahre bis heute. Häufig bringen Damen und Herren auch Erb- oder Fundstücke aus Familienbesitz vorbei, die kleine Problemstellen haben. „Ein Hut kann wie ein Schuh fast immer repariert werden“, erklärt die gelernte Modistin, die an ihrem Arbeitsplatz alle Geräte und Utensilien für Aufarbeitungen bereit hält. Ob Dämpfer zum Weiten oder Schere, Nadel und Faden zum enger machen, alle Dienstleistungen rund um Hüte sind im Angebot, zu Preisen ab 20 Euro.

Einen weiteren Teil ihres Sortiments machen Hüte für Hochzeiten aus. Bei den Aktivitäten rund ums Ja-Wort spielt festlicher Kopfschmuck mehr und mehr eine wichtige Rolle. „Die Damen kommen mit Brautkleid und Schuhen zu mir, und dann suchen wir den passenden Hut aus. Ganz wichtig dabei ist auch, welcher Brautstrauß dazu gewählt wird. Auch dabei berate ich“, erklärt die gelernte Hutmacherin. Zum Leistungsspektrum gehört auch die Beratung für die passende Kopfbedeckung zu Mänteln, Kleidern oder Kostümen.

„Ich wollte Modistin werden“

Schon mit 17 Jahren wollte sie Hüte entwerfen, ihr Traumberuf stand fest. „Ich wollte Modistin werden“. Doch der Vater im Schwäbischen war strikt dagegen. Erst sollte das Kind „etwas Ordentliches“ lernen. Also lernte Petra Benz Hotelfachfrau, arbeitete in Hotels und Restaurants in Schwaben, Italien und Südfrankreich. 1995 kam sie nach Berlin und fand eine Stelle als führende Mitarbeiterin im Bankettbetrieb eines Fünf-Sterne-Hotels. „Davon profitiere ich noch heute“, erzählt sie. Denn der Umgang mit Menschen ist beim Verkauf genau so wichtig wie das Gespür für den richtigen Entwurf bei den Modellen. Hüte verkaufen sei immer auch etwas Intimes. Viele Kundinnen und Kunden erzählten sehr private Dinge. „Da muss man Zeit haben und Einfühlungsvermögen mitbringen.“

Gelernt hat sie ihr Handwerk bei einer passionierten Hutmacherin in Berlin. Von ihr bekam sie viele alte hölzerne Formen, Grundstock der Hutmacherei. Nur die Rohlinge aus Haarfilz oder Wollfilz kauft Petra Benz ein, alles andere wird per Hand gefertigt. Zuerst überlegt sie sich eine ungefähre Form und „zieht den Filz“. Dabei wird der Rohling, der an die Form einer Mütze erinnert, mit dem Bedampfer feucht gemacht, dann mit dem Bügeleisen erhitzt und anschließend über der hölzernen Kopfnachbildung „in Form gezogen“.

Der Arbeitsprozess bis zum fertigen Hut ist langwierig

Eine Arbeit, die neben Kraft auch große Geschicklichkeit und Präzision erfordert. Man unterscheidet zwischen einfach gezogenen Modelle und solchen aus zwei Teilen. Bei den Modellen mit Krempe wird zuerst eine Kopfform hergestellt, und anschließend die Krempe angenäht. „Meine Stärke ist es, sowohl Modelle aus alten Zeiten als auch aktuelle Modetrends in meiner kleinen Manufaktur umzusetzen“, sagt Petra Benz.

Quelle: http://www.morgenpost.de/berlin-aktuell/berliner-perlen/article209678141/Kopfbedeckungen-im-Stil-der-20er-bis-40er-aus-Wilmersdorf.html